Überernährt und zugleich unterernährt: ist das möglich?

 

Fettleibigkeit und Übergewicht sind zu einem Problem der öffentlichen Gesundheit geworden und werden mit anderen chronischen Stoffwechselerkrankungen und einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung gebracht. Im Jahr 2016 wurde geschätzt, dass etwa 39 % der erwachsenen Weltbevölkerung übergewichtig und 13 % fettleibig sind – je nach Land variieren diese Werte.

Dabei verbessert nur ein geringer Gewichtsverlust von 3 bis 5 % gleich mehrere Gesundheitsparameter. Derzeit gibt es diverse Behandlungsmöglichkeiten für Gewichtsreduktion und -management, darunter sind chirurgische und nicht chirurgische Ansätze. Die ganzheitliche Heilkunde bevorzugt nicht chirurgische Behandlungen und setzt auf ganzheitliche Therapien, Nahrungsergänzung, Fasten und natürlich einer ausgewogenen Ernährung.

 
Fettleibigkeit abnehmen
 

Fettleibigkeit und Übergewicht als Ursache für chronische Entzündungen

Experten bezeichnen Fettleibigkeit und Übergewicht als einen chronischen Zustand niedrigschwelliger Entzündungen, der hauptsächlich durch erhöhte Werte entzündungsfördernder Zytokine wie Interleukin-6 (IL-6) und Tumornekrosefaktor (TNFa) erkennbar ist. Diese Werte können durch spezielle Labortests gemessen werden. Es ist erwiesen, dass mit steigendem Körpergewicht mehr Zytokine freigesetzt werden, was zu einem chronischen Entzündungszustand führt, der auch die Entwicklung von Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördert. 

 
Übergewicht chronische Entzündung

Vitamin D- und C-Supplementierung: wertvoll für die Prävention von Übergewicht und Adipositas

Die Wissenschaft hat eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln als Schlüssel zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas identifiziert. 

  • Vitamin D. Ein Vitamin-D-Mangel ist bei übergewichtigen Menschen häufig anzutreffen. Dieser Mangel ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Eine geringe Zufuhr von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln, schlechte Ernährungsgewohnheiten und geringe Sonneneinstrahlung sind die wichtigsten. Außerdem wurde festgestellt, dass Fettleibigkeit Veränderungen bei den Leberenzymen verursacht, die am Vitamin-D-Stoffwechsel beteiligt sind, was ebenfalls zu einem Mangel führen kann.

    Die empfohlenen Dosen von Vitamin D für diese Gruppen sind höher als für normal gewichtige Erwachsene. Die mitteleuropäischen Richtlinien empfehlen für übergewichtige und ältere Erwachsene eine Dosis von 1600-4000 IU/Tag, was dem Doppelten der empfohlenen Dosis für die Allgemeinbevölkerung entspricht. Diese Ergänzung ist auch deshalb notwendig, weil betroffene Personen eine geringere Vitamin-D-Produktion bei Sonneneinstrahlung haben, und zwar um etwa 57 % weniger als normalgewichtige Personen. Das ist höchstwahrscheinlich so, weil das aufgenommene Vitamin D im Unterhautfett gespeichert wird und nicht im Körper zirkuliert. Zusätzlich kann Vitamin D entzündungshemmend wirken und Fettleibigkeit und den damit verbundenen Krankheiten vorbeugen.

  • Vitamin C. Etwa 30 % der Erwachsenen in Deutschland haben einen Vitamin-C-Mangel. Dies ist ein scheinbares Paradoxon, wenn man bedenkt, dass frisches Obst und Gemüse weit verbreitet sind und vielen verarbeiteten Lebensmitteln Vitamin C zugesetzt wird. Das Vitamin C in der Nahrung wird jedoch durch Licht, Sauerstoff und/oder Hitze irreversibel oxidiert. Einige Studien deuten darauf hin, dass Lebensmittel aufgrund ihrer Verarbeitung 50-100 % ihres Vitamin-C-Gehalts verlieren können.

    Dabei spielt Vitamin C eine wichtige Rolle in zahlreichen Stoffwechselvorgängen, vor allem bei der Biosynthese von Carnitin, einem kleinen Molekül, das für den Transport langkettiger Fettsäuren durch die Mitochondrienmembran zur anschließenden Oxidation verantwortlich ist. Es wurde beobachtet, dass Personen mit einem Vitamin-C-Mangel weniger Fett bei körperlicher Betätigung (in diesem Fall beim Laufen) oxidieren, was sich auch in einer geringeren „Fettverbrennung“ und größerer Müdigkeit niederschlägt.

    Bei Patienten mit Vitamin-C-Mangel, die drei Wochen lang täglich 500 mg einnahmen, wurde eine Verbesserung der Ausdauer und Leistungsfähigkeit um 14 % festgestellt. Dies wurde auf einen Anstieg der Carnitinkonzentration im Gewebe zurückgeführt. Außerdem hatten die Patienten nach acht Wochen ein deutlich höheres Energieniveau und eine effektivere Fettverbrennung. Ebenso zeigte sich, dass eine Vitamin-C-Supplementierung nach 6 Wochen mit einem deutlich größeren Gewichtsverlust verbunden war als bei Patienten, die dieses Vitamin nicht einnahmen.

 
 

Übergewicht und Fettleibigkeit als Folge von unzureichender oder schlechter Ernährung

Es ist erwiesen, dass Übergewicht und Fettleibigkeit das Ergebnis einer unausgewogenen oder schlechten Ernährung sind. Zusätzlich zu den Vitaminen C und D wurde bei diesen Patienten eine unzureichende Aufnahme oder ein Mangel an anderen Mikronährstoffen wie Kalzium, Magnesium, Zink und Vitaminen des B-Komplexes festgestellt, was wahrscheinlich auf die schlechte Qualität der Ernährung zurückzuführen ist.

Eine schlechte Ernährung kann auch zur Entwicklung bestimmter chronischer Krankheiten beitragen, wie Typ-2-Diabetes, der bei Menschen mit Übergewicht bereits häufiger auftritt sowie ein erhöhtes Risiko für Arthrose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schuppenflechte und Atemwegsprobleme. Diese Mängel zu beheben und ihnen vorzubeugen ist notwendig, um aus dem Teufelskreis der Gewichtszunahme und chronischen Krankheiten herauszukommen.

 

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Quellen

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